Biketour durch Südbünden

Der Beginn der Sommerferien 2022 markiert auch unseren Aufbruchstag. Wir, das sind Martina, Roli und Rolf, fahren vom Entlebuch nach Ardez kurz vor dem bekannteren Scuol. Uns steht eine 8-tägige Biketour bevor, die uns vom Unterengadin ins Müstair, auf das Stilfserjoch, nach Livigno, ins Puschlav und via Berninapass wieder an den Ausgangsort zurückführen wird.

 

Nach einem Spaziergang durch Scuol und einem feinen Nachtessen ging es am zweiten Tag los. Auf dem eindrücklichen alten Schmugglerweg durch Uina-Schlucht gelangten wir auf den 2’309m hohen Schlinigpass (Passo di Slingia) und hielten kurz darauf eine Rast in der 2’262m hoch gelegenen Sesvennahütte auf italienischem Boden. Nach einer Rast folgte eine rasante Talfahrt zum Südtiroler Städtchen Glurns/Glorenza. Von dort gelangten wir auf einem perfekten Radweg und abseits der Hauptstrasse zu unserem Hotel in Sta. Maria. Hier genossen wir den sonnigen Abend bei Apéro und wunderbarer Bündner Küche.

 

Tag 3 war ein erster Zusatztag ausserhalb des offiziellen Tourprogramms: Wir fuhren via Prad die 48 Kehren hoch zum 2’760m hohen Stilfserjoch, einem der höchsten Strassenübergänge der Alpen. Auf der direkten Abfahrt nach Sta. Maria nahmen wir zudem den 2’509m hohen Umbrailpass mit, auch wenn dieser nicht wirklich erklommen werden musste. – 2 Tage, 3 Pässe 😊

An Tag 4 verliessen wir Sta. Maria durch das Val Vau und gelangten via «Döss Radond» (2'237m) ins Val Mora. Nach einer hügeligen Traverse, brieten wir an einer Feuerstelle unsere Cervelats und umrundeten danach den nur sehr spärlich gefüllten Lago di San Giacomo di Fraele. Danach folgte mit dem Anstieg zureuropäischen Donau/Po-Wasserscheide auf dem Passo di Valle Alpisella auf 2’292m das Tagesdessert, gefolgt von einer erneut happigen Abfahrt runter zum ebenfalls auch krass ausgetrockneten Lago di Livigno. Die arge Trockenheit ermöglichte es uns, die letzten Kilometer nach Livigno auf der alten Hauptstrasse mitten im ausgetrockneten See zurückzulegen. Die im südlicheren Teil von Livigno gelegene «Montivas-Lodge» ist ein Paradies für Biker und daher sehr empfehlenswert. Nach Ausruhen und Frischmachen fanden wir für das Nachtessen ein wirklich tolles Ristorante und für den Absacker eine gemütliche Bar. 4 Tage, 6 Pässe.

 

Auch Tag 5 war ausser Programm. Wir nutzten diesen zum Regenerieren und machten bloss eine lockere Tour. Was sich auf der Prospektkarte allerdings wie eine eher ebene Route präsentierte, entpuppte sich im Gelände zu einer «kurzen Tour mit ziemlich vielen Höhenmetern» - und das, obwohl wir uns zuvor mit der Gondelbahn zur Bergstation Mottolino hieven liessen. So war das 11-Uhr-Bier auf der wunderschönen Alpe Mine sehr verdient. Nachmittag und Abend verbrachten wir bei unterschiedlichen Verpflegungsanbietern.

Der 6. Tag brachte gleich drei weitere Pässe und endete in Poschiavo. Auf dem Bikeweg fuhren wir mit steilem Schlussanstieg hoch zum Forcola di Livigno auf 2’315m und setzten unseren Weg nach einem italienischen Kaffeehalt (1 Kaffee = €1.30) fort auf die 2’435m hohe Fuorcla Minor. Von dort folgten wir dem Wander- und Bikeweg hinunter auf den 2’330m hohen Berninapass. Nun folgte eine etwas «unwegige» Trailpassage, welche uns dazu brachte, den Rest des Wegs nach Poschiavo (1’014m) auf der Passstrasse zurückzulegen. Im Hauptort des Puschlavs waren wir zu Gast im urähnigen Hotel Albrici und genossen aus Anlass von Rolis 45. Geburtstag einen köstlichen 6-Gänger.

 

Tag 7 war unser letzter Zusatztag: Wir wollten unbedingt runter nach Tirano fahren und auf dem Rückweg mit der Bahn in Brusio über den Kreisviadukt der Rhätischen Bahn fahren und in Le Prese in den Lago di Poschiavo springen. Zum Nachtessen trafen wir uns im «Borgo», welches sich zur Freude aller Beteiligten als Restaurant mit den längsten Öffnungszeiten erwies.

Zu Beginn des vorletzten, 8. Tags fuhren wir mit der Berninabahn via Alp Grüm zum Hospiz auf dem Berninapass. Die Fahrt war landschaftlich unglaublich interessant und gleichzeitig bewunderten wir das Geschick der damaligen Erbauer. Entlang der Passstrasse fuhren wir nach Pontresina, nicht ohne zuvor eindrückliche Bilder vom Morteratschgletscher und den Bündner Referenzbergen Piz Bernina (4’049m, inkl. Biancograt) und Piz Palü (3’899m) gemacht zu haben. Das nächste Zwischenziel war der Stazersee nahe St. Moritz, wo wir kurz verweilten und unsere Füsse badeten. Das Mittagessen gab es in einem Camping-Restaurant zwischen Samedan und Bever, ein hervorragendes Nachtessen in unserem Hotel Veduta in Cinuos-Chel («Zinuosch-tschl») kurz nach Zuoz und S-chanf.

 

Die Schlussetappe war hügelig. Über einen Feldweg auf der Nordflanke des unteren Oberengadins kamen wir nach Zernez und von dort am anderen Inn-Ufer via Susch (Abzweiger Flüelapass) nach Lavin. Hier setzte ein giftiger Schlussanstieg hoch zum Schellenursli-Dorf Guarda ein, wo wir uns einen letzten Apéro genehmigten. Angekommen wieder in Ardez, wuschen wir unsere Räder und warteten bei einem feinen Mittagessen auf das bald eintreffende Gepäck. Kurz darauf machten wir uns auf den Heimweg. Eine wunderbare Tour nahm so ihr Ende und bleibt, nicht nur wegen brillante des Wetters, in bester Erinnerung.